TRACY

Gamebased Training for Disaster and Emergency Scenarios

Rund 850.000 Menschen arbeiten in deutschen Krankenhäusern. Ihr Alltag ist anspruchsvoll, ihre Verantwortung stets hoch, und neben all den medizinischen, pflegerischen und administrativen Tätigkeiten beschäftigen sie sich täglich mit dem Katastrophenschutz. Denn die meisten Unfälle lassen sich durch einfache Präventivmaßnahmen verhindern: So müssen beispielsweise Krankenhausbetten, die im Notfall notwendige Fluchtwege versperren, immer zur Seite gerückt werden. Ebenso wichtig ist es, dass die Mitarbeiter die Abläufe im tatsächlichen Notfall gut verinnerlicht haben. Ein zentrales Problem dabei ist, dass die in Standardschulungen erlernten Regeln für das richtige Vorgehen in Gefahrensituationen nur schwer zu merken sind.

Das TRACY-Projekt beschäftigte sich daher mit der Frage, inwieweit Spiele die Verinnerlichung von Präventionsmaßnahmen und lebensrettenden Reaktionsketten im Katastrophenfall verbessern können. Zu diesem Zweck entwickelten die Spieldesigner zwischen 06/2012 und 02/2015 insgesamt drei verschiedene Spielprototypen, die von der Charité Universitätsmedizin Berlin eingesetzt und vergleichend evaluiert wurden.

Ein "simulativer Prototyp" setzte auf den höchsten Grad an Fotorealismus und Detailtreue. Der Spieler erfährt von einer Gefahrensituation (z. B. Feuer), muss diese in der richtigen Reihenfolge überprüfen und melden und versuchen, sie zu löschen. Die Spielwelt ist eine räumliche Darstellung eines Ausschnitts des Kinderkrankenhauses der Charité Berlin, um einen hohen Bezug zu räumlichen Alltagserfahrungen herzustellen. Durch die realitätsnahe Umsetzung (u.a. Motion Captured Animationen) wurden Transfereffekte des erlernten Wissens in die Praxis angestrebt.

In einem "strukturellen Prototyp" standen dagegen die Abhängigkeiten verschiedener Akteure und ihr jeweiliges Verhalten im Brandfall im Vordergrund. Hier hat der Spieler die Aufgabe, verschiedene Reaktionsketten in unterschiedlichen Szenariotypen durchzuspielen, indem er eine Krankenschwester mit der Maus durch problematische Situationen auf einer virtuellen Station navigiert.

Beim "game-focused prototype" schließlich stand das unterhaltsame Spielerlebnis im Vordergrund: In kleinen Rätsel-, Timing- und Geschicklichkeitsaufgaben kümmert sich der Spieler um die alltäglichen Präventionsmaßnahmen auf einer Krankenhausstation. So müssen beispielsweise Fluchtwege freigehalten und Brandschutztüren geschlossen gehalten werden.

Das Ergebnis des TRACY-Projekts war, dass einzelne Prototypen gleich hohe und zum Teil höhere Trainingseffekte erzielten als klassische Standardtrainings zur Brandvermeidung. Darüber hinaus wurden vertiefte Erfahrungen hinsichtlich der Usability, Akzeptanz, Nutzerinteraktion und Effektivität von Trainingsspielen im Gesundheitsbereich gewonnen.

Das Gemeinschaftsprojekt zwischen dem GAME CHANGER Institut und der Charité Universitätsmedizin Berlin wurde vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gefördert. Zum Abschluss des Projekts wurde es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Februar 2015 zum Projekt des Monats gekürt.